REVIEWS | Concerti

“Der genialische Musikdirektor Daniele Rustioni schärft die Modernität des märchenhaften Wunderwerks von Richard Strauss.”

« Wenn die Kaiserin vokal in höchste Himmelshöhen entschwindet und die Färberin dementsprechend in erdig düstere Abgründe hinabsteigt, unterstützt Daniele Rustioni die beiden Sopranstimmen mit dem Orchestre de l’Opéra de Lyon so gar nicht devot kapellmeisterlich, sondern mit dem Mut zur Zuspitzung.Der genialische italienische Musikdirektor von Frankreichs zweitwichtigstem Opernhaus geht bei seinem Debüt im großen spätromantischen Strauss-Fach (nach Wagners „Tannhäuser“ vor einem Jahr) mit forsch drängenden Tempi, einem schlanken Orchesterklang und einer scharfen Artikulation zu Werke. Er zelebriert seinen Strauss nicht in weit gespannten Bögen, raut ihn stattdessen auf, setzt auf die krasse Modernität dieser grandiosen Musik, arbeitet Details heraus, forciert die disparaten Klangwelten des Stücks, die so ganz den beiden Märchensphären entsprechen, von denen uns Librettist und Komponist hier in gleichsam frühfilmischer Schnitttechnik in flinkem Wechsel erzählen: Das sind die Welt des Kaiserpaars auf der einen Seite, jene der Färberpaars auf der anderen. »
Concerti, Peter Krause

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